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Warnung vor dem Verzehr des Grünlings

In unseren sandigen Kiefernwäldern wuchs der Grünling (Tricholoma equestre) früher in großer Anzahl und wurde gerne gesammelt. Allerdings geht sein Vorkommen seit etlichen Jahren deutlich zurück. Er zählt neben einigen anderen seltenen Pilzen, die geschützt sind und deshalb nicht gesammelt werden dürfen, zu den in der Bundesartenschutzverordnung vom 16. Februar 2005 genannten Arten.

Es kam immer wieder zu Vergiftungen mit Brechdurchfällen, wenn Grünlinge mit dem giftigen Schwefelritterling (Tricholoma sulphureum) verwechselt wurden. Die beiden Pilze unterscheiden sich aber durch einige wichtige Merkmale, u. a. den sehr unangenehmen Geruch der unter Laubbäumen wachsenden Schwefelritterlinge.
Grünling

Grünling (Tricholoma equestre)

Schwefelritterling

Schwefelritterling (Tricholoma sulphureum)

In älteren Pilzbüchern wurde der Grünling (Tricholoma equestre) als ausgezeichneter Speisepilz bezeichnet. Lange Jahre war er als Marktpilz zugelassen.

Die gefährliche Giftigkeit des Grünlings wurde 2001 von französischen Wissenschaftlern entdeckt. Sie hatten 12 schwere Vergiftungsfälle, die in Frankreich nach dem Genuss von Grünlingen in den Jahren 1992 bis 2000 auftraten, untersucht. Drei Personen waren an den Folgen der durch die Grünlinge ausgelösten Rhabdomyolyse verstorben. Ein weiterer Mann verstarb 2009 ebenfalls, nachdem er innerhalb weniger Tage mehrere Grünlingsmahlzeiten zu sich genommen hatte.

Rhabdomyolyse kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, z. B. durch Quetschungen, Stromunfälle, Autoimmunerkrankungen, Infektionen oder Intoxikationen durch Alkohol, Heroin, LSD, Schlangengift … und durch Pilze.

Erste Symptome der Vergiftung sind neben Appetitlosigkeit Müdigkeit, Mattigkeit, Muskelschwäche, Muskelschmerzen vor allem in den Oberschenkeln. Die Latenzzeit beträgt zwischen etwa 24 bis 72 Stunden nach dem letzten Pilzgericht. Bei den an Rhabdomyolyse erkrankten Personen werden die quer gestreiften Muskelfasern (Skelett-Herzmuskulatur, Zwerchfell) aufgelöst. Durch den Muskelzerfall gelangen intrazelluläre Muskelbestandteile in den Blutkreislauf. Je intensiver diese Abbauvorgänge sind, desto stärker sind die Nieren von den entstehenden Abfallprodukten betroffen. Eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes zeigt sich in den nächsten 3 bis 4 Tagen z. B. durch dunkel gefärbten Urin, Beinsteifheit, leichte Übelkeit (ohne Erbrechen) an. In schweren Fällen kann es zu heftiger Atemnot, Fieber bis 42°, akutem Nierenversagen, Herzinfarkt und Herzstillstand kommen.

Mykologen warnten schon seit 2001 vor dem Verzehr des Grünlings. Frankreich hat seit 2005 die Einfuhr und den Verkauf von Grünlingen verboten. In finnischen Lehrbüchern wurde er 2006 als Speisepilz gestrichen. In einigen Ländern, z. B. BRD, Finnland, Frankreich, Italien, Schweiz und Spanien wird vom Verzehr der Grünlinge abgeraten. Auch in Polen, wo er viel gesammelt und gegessen wird, kam es zu Vergiftungen. Dort konnten z. B. einmal vergiftete Personen, eine Mutter und ihr Kind, nach einem 23-tägigen Krankenhausaufenthalt wieder als geheilt entlassen werden.

Der Grünling galt über eine sehr lange Zeit, eventuell über Jahrhunderte hinweg, als guter Speisepilz. Was genau zu den Vergiftungen durch diese Ritterlinge führt, ist noch nicht endgültig geklärt. Solange die Ursachen, der manchmal tödlich verlaufenden Vergiftungen durch diesen Pilz nicht restlos bekannt sind, sollte er auf keinen Fall als Speisepilz verwendet werden.

In China kam es zu schweren Vergiftungen durch Russula subnigricans. Eine asiatische Art, die mit dem bei uns wachsenden Dickblättrigen Schwarztäubling (Russula nigricans) nahe verwandt ist.

Die Forscher haben z. B. in Tierversuchen festgestellt, dass außerdem noch andere Pilzarten eine Rhabdomyolyse auslösen können. Auch hier müssen wir die endgültigen Ergebnisse abwarten - um dann gegebenenfalls von weiteren Pilzarten abzuraten.

Die Pilzberater der Naturhistorischen Gesellschaft warnen vor dem Verzehr des Grünlings (Tricholoma equestre) und geben ihn nicht mehr als Speisepilz frei. Wobei ihn sowieso niemand sammeln sollte, nachdem er schon seit Jahren komplett unter Naturschutz steht.

Ursula Hirschmann

Fotos Fritz Hirschmann

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