Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg

Hauptgesellschaft

Geschichte der NHG

1801-1911

Im Oktober 1801 gründeten der Lehrer Dr. Johann Wolf, der Kupferstecher Jakob Sturm und der Arzt Dr. Johann Karl Osterhausen die Naturhistorische Gesellschaft (NHG), um "sich über naturwissenschaftliche Themen auszutauschen". Bei den regelmäßigen Treffen wurden Pflanzen, Tiere und Minerale mitgebracht, bestimmt und einer gemeinsamen Sammlung einverleibt. Aus den Bestimmungen der Satzung wird deutlich, dass die NHG zunächst als eine kleine, aktive Gemeinschaft gedacht war. Von einer Veröffentlichung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse oder der Sammlung war nicht die Rede.
Zwischen 1836 und 1846 stellte die NHG ihre Tätigkeit zeitweise ein, ohne sich aber offiziell aufzulösen.
 

Gründer der NHG

Gründer der NHG
Mit dem Neuanfang 1846 wurde das Ziel gesetzt: "…das Studium der Naturgeschichte zu fördern und den Sinn dafür in weiteren Kreisen zu verbreiten." In diesem Sinne wurde 1852 der erste Band der "Abhandlungen" veröffentlicht. Auch kamen zu den internen Treffen Vorträge, die von auswärtigen Rednern gehalten wurden.
In einer Revision der Statuten von 1882 wurde die Möglichkeit zur Gründung von Sektionen (Abteilungen) geschaffen. Die erste war 1882 die "Sektion für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte", der ein Jahr später die Botanik folgte.
Steigende Mitgliederzahlen und die Problematik der Vergrößerung der Sammlungen und deren Verteilung bei verschiedenen Mitgliedern machten eigene Räumlichkeiten dringend notwendig. Daher wurde 1881 die Einrichtung eines "Naturhistorischen Museums" mit Bibliothek und Versammlungsraum beschlossen. Am 14. Dezember 1884 erfolgte die feierliche Übergabe des Hauses "Zur Blume" in der Schildgasse und die Eröffnung des ersten Museums, allen finanziellen Schwierigkeiten zum Trotz. Grabungen im Nürnberger Umland, beginnend 1883 mit der Öffnung eines Grabhügels bei Altdorf, erweiterten die Sammlungen, ebenso wie Geschenke und Ankäufe. Das Geschenk eines Epidiaskops (ein Projektionsgerät für Dias und Bilder), seinerzeit das einzige in Bayern, ermöglichte eine neue Dimension von Vorträgen.
 

Versammlung 1911

Versammlung 1911


1911-heute

Eine Stiftung von Kommerzienrat Berolzheimer für den Bau eines Vereinshauses, an dem auch die Naturhistorische Gesellschaft Anteil haben sollte, beendete die entstandene Raumnot. Am 12. März 1911 wurde es eingeweiht und auf den Namen "Luitpoldhaus" getauft. Die Einrichtung und die Betriebskosten musste die NHG aus eigenen Mitteln, Spenden und öffentlichen Zuschüssen finanzieren.
Außer dem Unterhalt eines Museums bestand die Tätigkeit der NHG in volkstümlicher Bildungsarbeit, Einsatz im Naturschutz, Erforschung der heimischen Flora, Ausgrabungen, Beiträgen zur Geologie Nürnbergs, Pilzberatung und vielem mehr.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges schränkte zwar die Aktivitäten stark ein, Gesellschaft und Sammlungen überdauerten ihn jedoch weitgehend unbeschadet. 1924 erreichte die NHG mit 1528 Mitgliedern einen vorläufigen Höhepunkt.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bedeutete eine kritische Situation für die tendenziell liberale NHG; die Tätigkeiten liefen aber eingeschränkt weiter, politisch sensible Gebiete wurden in den Hintergrund geschoben. Mit Kriegsbeginn wurden Teile der Räumlichkeiten anderweitig belegt, und die Sammlungen mussten geschlossen werden. Die übrigen Veranstaltungen der NHG wurden bis 1942 weitergeführt.
Wie schon im Ersten Weltkrieg, stellte die NHG durch kostenlose Auskünfte vor allem zu zoologischen, botanischen und geologischen Problemen sowie mit ihrer unentgeltlichen Pilzberatung ihr Wissen der Allgemeinheit zur Verfügung.

Durch den Luftangriff am 2.1.1945 wurde das Luitpoldhaus schwer beschädigt, aber schon im September 1945 begann das Vereinsleben erneut.
 
Luitpoldhaus

Labor

Luitpoldhaus mit Labor
 
Ab 1948 fanden größere Vorträge statt, 1950 erschien erneut eine "Abhandlung", und im November 1954 war auch das Luitpoldhaus wieder bezugsfertig. Das Vortragswesen der Gesellschaft nahm einen anhaltenden Aufschwung. Die Einrichtung des Museums dauerte jedoch bis 1960, da alle Arbeiten ehrenamtlich geleistet werden mussten.
Ab 1961 wurde der Jahresbericht um wissenschaftliche Berichte zu verschiedenen Arbeiten der NHG erweitert.

Um den gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden, begann man 1968 mit dem erneuten Umbau des Museums. Dazu kamen zahlreiche Ausstellungen und 1973 die erste Grabungsexpedition ins Ausland (nach Petra).
Dies alles wirkte sich auch auf die Mitgliederzahlen aus: sie stiegen bis 1976 auf über 2000 an.
1983 wurde die lange Tätigkeit der Gesellschaft, insbesondere durch die Abteilung für Vorgeschichte, durch die Verleihung der Denkmalschutzmedaille gewürdigt.

1992 stellte die Stadt der NHG den Umzug in die Norishalle in Aussicht, der schließlich 2000 stattfand. Das neue Museum wurde im März 2009 vorläufig fertig gestellt. Parallel liefen und laufen die weiteren Aktivitäten der Gesellschaft, wie Vorträge, Exkursionen, Pilzberatungen und Kurse. Die NHG betreut unter anderem das Freilandaquarium und -Terrarium in Stein, die Höhlen Windloch bei Großmeinfeld und Breitensteiner Bäuerin, das Naturschutzgebiet "Külsheimer Gipshügel", das Keltenhaus Landersdorf, sowie archäologische Projekte.

Zu Jahresbeginn 2018 wurde die vielfältige Tätigkeit der Naturhistorischen Gesellschaft gewürdigt, indem sie in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde.
 
Arbeit in der Vorgeschichte

Arbeitsraum Vorgeschichte


Kuelsheim

Pflegemaßnahmen am Külsheimer Gipshügel
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